Auf Römerstraßen durch Bayern

Von Inzell nach Rothenburg und zurück auf der Via Julia, Romanitischen Straße und Altmühltal

Routen-Skizze

Ferienwohnung in Inzell/Bayerische Alpen

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Bereits Ende März 2007 starteten wir nach kurzem Wintereinbruch bei 10 cm Schnee in Inzell zu unserer Frühlingsradtour. Steifer Ostwind und Sonne waren angesagt. Später sollte der Wind drehen, was uns auch paßte. Die Via Julia von Salzburg nach Augsburg verläuft ziemlich genau in Ost-West-Richtung durch sehr schöne Landschaften des bayerischen und schwäbischen Voralpenlandes. Der erste Bereich am Chiemsee und den Eggstätter Seen ist vergleichbar mit Radeln an der Mecklenburger Seenplatte, nur mit Kulisse Alpenrand natürlich. Schmucke Dörfer mit Kirche, prächtigem Maibaum und Biergarten prägen im weiteren Verlauf das bayerische Voralpenland. Später freut sich das Auge über die besonders schönen schwäbischen Barockkirchen. Nach dem flachen Donauries sind vor Nördlingen kleinere Steigungen, ebenso ist vor Rothenburg die Frankenhöhe zu überwinden. Nun wieder südlich auf der Altmühlroute gibt es noch eine kleinere Steigung gleich nach Rothenburg. Durch schöne mittelfränkische Kulturlandschaft verengt sich bei Treuchtlingen das weite Tal der Altmühl bis Kelheim. Nach Aufenthalt in Ingolstadt fanden wir den guten Radweg durch die Holledau direkt nach Süden, wo wir dann bei Vogtareuth wieder auf die Via Julia kamen.
950 km in 9 Tagen. 7 Tage Rückenwind, 2 Tage mäßiger Gegenwind, kein Regen, keine Panne. Glück und etwas Planung sind eben alles.

26.3.2007, 118 km, Sonne, steifer Ostwind
Um einen Monat früher als gewohnt fuhren wir bei geschlossener Schneedecke in Inzell los. Ab Siegsdorf wurde es schneefrei und im Tagesverlauf wärmer. Eine Fahrt gegen den steifen Ostwind wäre nicht möglich gewesen. Dank Reiseführer, guter Beschilderung und prima Radwegen kamen wir schnell voran. Über Chieming, Chiemsee-Hochufer, Seebruck, Eggstätt, Söchtenau, Rosenheim, Bad Aibling, Feldkirchen-Westerham, Großhelfendorf nahmen wir südlich von München unser erstes Quartier. Es wurde ein sehr schöner erster Tag mit der Fahrt durch das Seengebiet und bayerische Voralpenland. Das mangelnde Angebot mit sehr hohen Übernachtungskosten im Münchner Süden könnten für Radler problematisch werden. Ähnliches haben wir dann auch am nächsten Tag im Augsburger Raum angetroffen.

27.3.2007, 117 km bis Friedberg, Sonne, steifer Ostwind
Nach der ungewöhnlich hohen ersten Tagesleistung machen wir uns bei frischen Temperaturen um 9 Uhr auf den Weg. Bald brauchten wir die Pullover nicht mehr. Wir radelten lange durch den Hofoldinger Forst. Sauerlach, Deisenhofen, Pullach, Grünwald, Gauting, Gilching waren weitere Orte, zwischendurch sehr viel Wald und meist gute Sandstraßen. Es folgten Bilderbuchdörfer, helle Kirchengebäude mit den üblichen Hauben auf dem Turm und umgeben von Bauernhäusern. Bei Mehring verfuhren wir uns etwas, kamen aber bei Kissing wieder auf die Via Julia. Zwei Wirtshäuser waren belegt, im schönen Hotel in Friedberg bekamen wir gerade noch ein Zimmer.

28.3.2007, 95 km bis Nördlingen, Sonne, Rückenwind
Das kurze Stück bis Augsburg schafften wir schnell, schoben zum Teil durch Augsburg und schauten, ob das Bekannte noch immer da ist, verließen dort die Via Julia und fuhren weiter Richtung Norden auf der Romantischen Straße. Wegen des Kanals führt der Lech kaum Wasser. Wir kamen an Gersthofen vorbei nach Donauwörth, wo der schöne Osterbrunnen auffiel. Weil wir um 14 Uhr den Radl-Tag noch nicht beschließen wollten, fuhren wir an der schönen Wörnitz weiter, nahmen die Steigung bei der Harburg und legten die letzten 15 km auf neuem geteerten Radweg neben der B 25 zurück. Hier ist der Lkw-Verkehr brutal, unzumutbar für die Anwohner. Straßenmaut für Bundesstraßen kann hier nur die Forderung sein. Nördlingen empfängt uns mit einem beeindruckend großen und starken Gewerbegebiet vor seinen Mauern. Innen gefällt die gute mittelalterliche Bauweise mit langem Wehrgang. Im Vergleich zu Rothenburg wirkt Nördlingen unterbewertet. Nördlingen ist ein Juwel mit radlgerechten Wirtshaus- und Übernachtungspreisen.

29.3.2007, 95 km bis Rothenburg, Sonne, Rückenwind
Nach gutem Frühstück schnelle Fahrt auf ebenem Gelände, dann einige Schiebestrecken durch den Wald . Dinkelsbühl erreichten wir am Mittag, ist stattlich mit großen mittelalterlichen Bürgerhäusern und wäre eine Übernachtung wert gewesen. Nach Feuchtwangen galt es die Frankenhöhe zu überwinden. Bei der längeren Schiebestrecke konnte sich der qualmende Hosenboden wieder abkühlen. Runter gings hinter Schillingsfürst und auf ebener Strecke entlang der Tauber dann bis Rothenburg. Wir fanden uns auch gleich wieder zurecht, waren wir doch vor 20 Jahren schon dort. Die Preise sind hier auch normal, weshalb wir ein vorgeheiztes Zimmer in einer Gaststätte nächstes Mal bevorzugen würden. Nach dem Trubel tagsüber mit vielen ausländischen, darunter vielen japanischen Tagesgästen ist es am Abend ruhig und beschaulich.

30.3.2007, 111 km bis Pappenheim, Sonne, Ost-(Gegen)wind
Gleich nach Rothenburg nehmen wir die einzige und kurze Steigung des Tages. Durch weites und flaches Frankenland kamen wir trotz mäßigem Gegenwind gut voran. Als Bächlein lernten wir die Altmühl erstmals kennen. Landwirtschaft prägt die Gegend. Siedlungen haben immer das Bilderbuch-Stadttor aus dem Schul-Lesebuch der 50er Jahre. Colmberg, Leutershausen, Herrieden, Gunzenhausen, Treuchtlingen und Pappenheim lernten wir kennen. Im guten Hotel Sonne kamen wir gut unter und überdies erklärt, was es mit den Pappenheimern auf sich hat.

31.3.2007, 130 km bis Kelheim, trocken, teils mäßiger Ost-(Gegen)wind
Am 6 km entfernten Solnhofen fuhren wir vorbei. Mein besonderes Interesse an diesem Ort schwand, nachdem ich von der Monopolisierung der Naturstein-Herstellung erfahren hatte. Es folgten die zwölf Apostel, Dollnstein, Eichstätt, Kipfenberg, Kinding mit Autobahn, Beilngries mit Kanal, Dietfurt, Riedenburg und das einzige Frachtschiff auf der Strecke und nach erneuter Verengung des Tales Kelheim. Gerade noch vor dem Regen und Dunkelheit schafften wir diese anstrengende Etappe. Der Altmühl-Radweg ist gut beschildert, viel besser als die mehr zum Verfahren geeignete Romantische Straße, und stellt für den aus Osten kommenden Radwanderer eine gute Möglichkeit dar, leicht nach Norden an den Main zu kommen.

1.4.2007, 56 km bis Ingolstadt, Sonne, Rückenwind
Entgegen unserer Planung nahmen wir um 9.30 Uhr nicht das Schiff zum Donaudurchbruch nach Weltenburg. Wir schoben die 2 km auf die Anhöhe und sparten uns eine Stunde. Schließlich wurden wir in Ingolstadt erwartet. Auch blieben wir bis Bad Gögging auf der am Morgen schwach befahrenen Straße, erreichten auf dem Donauradweg schnell Vohburg und kamen kurz nach Mittag in Ingolstadt an. Hier lernten wir Stadt und Umgebung genauer kennen, paßten auf Ronja auf und erholten uns einige Tage. Die Heimfahrt war mit der Bahn geplant. Doch schönes Wetter mit Nordwind war angesagt und so benutzten wir für die Heimfahrt wieder das Rad. Schließlich wurde das Bayernticket laufend verteuert und mit einer Aufzahlung auf die gesparten EUR 35,00 bekommen wir noch eine Übernachtung. Zeit haben wir und Freude am Radlfahren auch. So war unsere Rechnung.

5.4.2007, 125 km bis Hohenlinden, Sonne, Rückenwind
Nach dem Start um 8.30 Uhr merkten wir bald, wie fit wir nach den Tagen der Erholung waren. Manching umkurvten wir südlich auf dem Radlweg, bekamen beim schönen Ort Geisenfeld bald die ersten Hopfenstangen zu sehen und fuhren nun durch die Holledau. In Zeiten der Hopfenernte könnte es wegen der reifenzerschneidenden Klammern für Radfahrer problematisch werden. Es folgten einige mäßige Steigungen bis Mainburg. Recht zielstrebig nach Süden über mehrere Hügel fahrend erreichten wir Marzling. Unsere Karte war hier aus und so fuhren wir nach Freising, der ADFC-Karte gehorchend wieder zurück, trafen in Eitting einen Radlfahrer, der uns dann super schnell durch Erding führte und uns auf den Radweg nach Hohenlinden setzte. Wir bedankten uns sehr bei diesem freundlichen Mann und fuhren die ebene Strecke zu unserem Übernachtungsort. Die heutige Strecke war gut gewählt, führte uns weit nach Süden auf schwach befahrenen Straßen oder Radwegen.

6.4.2007, 108 km bis Inzell, Sonne, Rückenwind
Weiter gegen Süden Richtung Steinhöring, über Albaching, Rott am Inn, Griesstätt kamen wir nach Vogtareuth wieder auf die Via Julia. Der Heimweg war jetzt ohne Wegsuchen ein Kinderspiel. Wir versäumten natürlich das Aufsuchen unserer Bekannten nicht, um zu zeigen, daß wir es noch einmal geschafft haben. Bei meiner lieben Frau bedanke ich mich sehr für die alleinige Führungsarbeit und ständige Umsicht.

 

Bei unseren früheren Radtouren haben wir viel Schönes gesehen. Diese Radtour gehört ebenso zu den Schönsten. Statt einer Flugreise könnte es auch Urlaub in Deutschland sein, mit Rad oder ohne. Nordlingen, Dinkelsbühl, Rothenburg sind in der Ganzheit Denkmäler, die viel mehr als einen Tagesbesuch wert sind. Bei einer ehrlichen Gegenüberstellung von Aufwand und Gegenwert wird man schnell feststellen, daß Urlaub in Deutschland vielseitiger, schöner und preiswerter ist. Die Diskussion um die Einführung der Flugbenzinversteuerung bestärkte uns, wieder eine Radtour zu unternehmen. Dabei würde statt einer Steuer eine faire und angemessene Kopfpauschale zu einem gewissen Ausgleich für den subventionierten Flugbetrieb führen. Solange die nicht gerade arbeitnehmerfreundlich wirkende Frau eines Billigflugbetreibers im Ministerium sitzt, wird das nur schwer durchzusetzen sein. Etwas ist mir noch besonders aufgefallen: Noch nie waren solche großen Mengen Brennholz zu sehen und zwar überall. Schwaben, Franken und Bayern haben sich schon umgestellt und heizen umweltfreundlich.